Raffstores und Screens
Ein Großteil meiner Tätigkeit widme ich alljährlich der Beurteilung von Raffstoreanlagen sowie Screens. Im Mittel sind es jährlich deutlich mehr wie 10.000 Anlagen, welche von mir begutachtet werden. Dies klingt viel, ist im Vergleich zu den jährlich neu installierten Anlagen jedoch verschwindend wenig.
Wenn man einmal annimmt, dass jährlich etwa 800.000 derartiger Anlagen ausgeliefert werden und es bei nur 3% aller Fälle zu einem wie auch immer gearteten Problem kommt, ergeben sich hieraus allein etwa 24.000 Beurteilungsfälle jährlich.
In den letzten Jahren wurden von mir weit über 60.000 Raffstore – und Screens begutachtet. Hiervon etwa die Hälfte in gerichtlichem Auftrag.
Sowohl Raffstores als auch Screens unterschieden sich nur wenig hinsichtlich deren Lastabtragung, in deren Ausführung hingegen deutlich.
Die Kinematik von Raffstoreanlagen gleicht sich bei allen bekannten Systemen.
Ein im Kopfprofil eingebauter Motor dreht mit nahezu konstanter Geschwindigkeit eine Antriebswelle. Diese ist an den Motorachsen zu beiden Seiten sowie in den Bandspulen gelagert.
In den Rollapparaten sitzt eine, durch die Welle direkt angetriebene, Laufrolle auf welcher das Aufzugsband Auf- oder Abgerollt wird.
Das Aufzugsband selbst wird durch Ausstanzungen durch alle Lamellen bis zum unteren Endprofil geführt und dort befestigt.
Jede Bewegung der Laufrolle, bzw. der Welle bzw. des Motors wird somit direkt über das Aufzugsband auf die Endleiste übertragen. In der Auf-Bewegung sammelt die durch das Aufzugsband angehobene Endleiste die darüber liegenden Profile bei auflaufen auf.
Es bildet sich ein Lamellenpaket, welches beim Erreichen der Kopfleiste den dort angebrachten Pilzkopftaster betätigt und damit den Motor in der Drehbewegung nach oben abschaltet.
An der beschriebenen Bandspule ist über eine Wippe auch die Leiterkordel befestigt, welche die einzelnen Lamellen trägt. Je nachdem wie weit diese außen bzw. innen angehoben wird, neigen sich die Lamellen nach außen oder innen.
Es ist eigentlich kaum vorstellbar, dennoch sind die Schadens- bzw. Mangelursachen hier nahezu immer unterschiedlich. Zum überwiegenden Teil handelt es sich jedoch um Montage- bzw. Steuerungsprobleme. Letztere meist, da gerne und nahezu regelmäßig vergessen wird, die Windlast am Behang und nicht an der Sensorik zu bewerten.
Auch bei Screens fallen meist die entstehenden Falten ins Auge und werden als Streitpunkt festgemacht. Ursächlich sind auch hier nahezu immer Montage- oder Steuerungsprobleme, nicht selten auch Überlagerungen von beidem.
Raffstore- und Screenanlagen sind oberflächlich betrachtet einfache Konstruktionen. In der Schadensbeurteilung wurden zwischenzeitlich nahezu alle Bauteile bereits im Labor untersucht und Auffälligkeiten vom Lager des Rotors im Elektroantrieb über die Keile in den Bandspulen bis zum textilen Aufzugsband selbst festgestellt.
Durch Besuche bei den Fertigungsbetrieben, seien es im Zulieferbereich bei den Antriebs- oder aber Bandhersteller bzw. natürlich bei den Raffstore-Herstellern selbst, besteht ein guter Überblick über die aktuellen Fertigungsabläufe.
Auch bei den Steuerungs- und Windsimulationsberechnungen hierzu, bzw. deren Berücksichtigung bei der Auslegung der Steuerung sowie die Fassadenbildung und Festlegung der Parameterwerte sind teilweise und leider zunehmend Mängel festzustellen.
Komplexer werdende Steuerungssysteme, meist an ein EIB/KNX-System angelehnt, zeigen zunehmend auch eine komplexere Schadensanalyse und damit eine Notwendigkeit der Untersuchung.
Sachverständigenbüro Dipl.Ing. Gerd-Joachim Müller Messeturm 9.Etage 60308 Frankfurt +49 [0]172 6905226